KI Sprachassistenten Fink & Fuchs

KI im Alltag: Nachhilfe für Sprachassistenten

Künstliche Intelligenz ist ein Trend, der für Euphorie, Ängste, aber auch Frust sorgt. Tatsächlich kam eine Studie der britischen Investmentfirma MMC kürzlich zu dem Schluss, dass von 2.830 KI-Startups satte 40 Prozent KI gar nicht oder nur zu sehr geringem Anteil nutzen. Der Hype-Charakter zeigt sich daran, dass sich der Begriff – wie bei anderen Innovationswellen auch – in vielen Fällen mit recht wenig Rechtfertigung findet. 

Tatsächlich ist KI aber im Alltag vieler Menschen schon angekommen: Sie lassen sich wie selbstverständlich von Sprachassistenten wie Siri oder Amazons Alexa durch den Tag navigieren. So ist KI mit Alexa, Google Assistant, Cortana, Siri & Co. ganz normal geworden. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Capgemini nutzen 81 Prozent der Menschen Sprachassistenten auf Smartphones und bereits 13 Prozent besitzen Smart Speaker. Die Bandbreite der Services ist groß: Business Insider zufolge gibt es allein für Alexa über 2.600 Nachrichtenskills, knapp dahinter folgen Spiele und Rätsel. Wie aktiv die Nutzer sind, ist dagegen deutlich weniger bekannt. Und aus der Frühphase der App Economy ist bekannt, wie sehr sich die Zahlen verfügbarer Apps, heruntergeladener Apps und tatsächlich regelmäßig genutzter Anwendungen unterscheiden. Interessante aktuelle Szenarien sind die Nutzung unterwegs für kurze Fragen, die Nutzung zuhause – und die im Fahrzeug, in dem Freisprechangebote natürlich höheren Komfort bieten.

 „Ich habe dich nicht verstanden“

KI Sprachassistent Fink & FuchsIn der Theorie klingt Voice Search grandios. In der Praxis entpuppen sich Alexa, Siri und Co. nur leider viel zu oft als etwas schwer von Begriff – was einen informierten Dialog nahezu unmöglich macht. Oft genug verstehen die Sprach-KIs die Fragen nicht, geben seltsame Antworten oder müssen nochmal nachhaken. Tatsächlich sollten Nutzer sich (noch) von der Vorstellung verabschieden, in ihnen einen richtigen Gesprächspartner gefunden zu haben, der antwortet, reagiert, interpretiert und Kontexte erkennt. Denn aktuell befindet sich die Sprachsuche im Anfangsstadium ihrer Entwicklung. Je mehr Daten zur Verfügung stehen und verarbeitet werden, desto leistungsfähiger werden KIs, vereinfacht gesagt.

Und momentan ist viel bei KI noch Handarbeit. Das Assistenzsystem braucht menschliche Unterstützung, muss trainiert werden. Dass bei Amazon Bloomberg zufolge ein globales Team Audioclips checkt und transkribiert, damit Alexa lernt, das Gesagte zu verstehen, ist sicher kein Sonderfall.

Da das Erkennen, Einordnen und Interpretieren von Kontext bislang als große Herausforderung für KI gilt, erhalten Nutzer immer noch die besten Antworten auf zielgerichtete Fragen. Machine Learning, die Weiterentwicklung der Fähigkeiten von KI, braucht Zeit. Ein völlig normaler Prozess, im übrigen. Microsofts Tech Evangelist James Whittaker etwa sagt, dass eine Technologie zehn Jahre am Markt sein muss, bevor sie sich durchsetzt und eine neue Ära prägt. Auf dem Weg dorthin gilt es, ein klares Bild zu haben, was bereits möglich ist, was bald kommt und was vermutlich noch dauert. Was sich Unternehmen allerdings bereits ansehen sollten: Potenzielle Optimierungen, um durch Sprachsuchen gefunden zu werden.

So platzieren sich Unternehmen in der Voice Engine (VOE)

Sprechen funktioniert schneller und bequemer als Tippen. Und genau das ist der Knackpunkt, warum KI-basierte Sprachtools an sich gut bei den Kunden ankommen. Passend zu diesem neuen Suchverhalten sollten Unternehmen ihre Webpräsenzen anpassen. Denn die Sprachsuche folgt ganz anderen Regeln als die Textsuche. Keywords müssen fragebasiert konstruiert werden. Und der Content so strukturiert sein, dass er mögliche Fragen der User beantwortet. Diese werden bei der Sprachsuche weit ausufernder gesprochen als beim mühsamen Texten geschrieben. Das bedeutet: Aus Keywords müssen Key Questions formuliert werden. Während User bei der Textsuche fragmentiert und kurz schreiben („Bäcker in der Nähe“), formulieren sie ihre Sprachsuchen tendenziell in ganzen Sätzen („Wo finde ich den nächsten Bäcker?“). Wer die Sprachsuche nutzt, hat es meistens eilig. Daher sollten Marken die Ladezeiten ihrer Seiten so gering wie möglich halten. Mit featured Snippets und hochwertigem Content können Unternehmen bei Google ein gute Positionierung in den organischen Suchergebnissen erzielen und qualifizieren sich somit als Content-Lieferant für Voice-Suchergebnisse bei Google.

Unternehmen sollte ihre Online-Präsenzen also fit für die Sprachsuche machen. Eine aktuelle Studie des Marketing-Unternehmens Uberall zum Thema Voice Search im US-Markt kommt jedoch zu dem Schluss, dass lediglich vier Prozent aller Unternehmen bestens darauf vorbereitet sind, die Voice-Nutzer zu erreichen. Allein in den US-Haushalten ist demnach die Zahl der Smart Speaker von 2017 bis 2018 um 78 Prozent auf 118,5 Millionen angestiegen.

Ein bisschen Mühe in die Beziehungspflege zur KI muss der Mensch also noch selbst investieren. Dann kann aus der ersten Verknalltheit statt nüchterner Realität eine glückliche Langzeitbeziehung werden.

Veröffentlicht von

Michael Grupe

Michael Grupe, Vorstand, Vorstandsmitglied, Kommunikationsagentur Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden, Berlin, München