Ideenwettbewerbe sollten Teil einer Strategie sein

Über den Sinn und Unsinn von Ideenwettbewerben als PR-Instrument: Im Rahmen seiner Master-Thesis an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zum Thema Ideenwettbewerbe als Kommunikationsmaßnahme sprach der Student Tim Sausen mit unserem Vorstandsmitglied Michael Grupe. Am Beispiel des Projektes „Tourismuspreis für meine Region WiesbadenRheingauTaunus“ erläutert dieser, welchen Zweck Ideenwettbewerbe erfüllen und wie das kommunikative Potenzial ausgeschöpft werden kann.

Michael Grupe, Vorstand Fink & Fuchs PR
Foto: Michael Grupe, Vorstand bei Fink & Fuchs Public Relations

Herr Grupe, Sie haben mir angekündigt, dass wir über bestimmte Ideenwettbewerbe sprechen können. Worum genau handelt es sich dabei?

Die IHK Wiesbaden, die Wiesbaden Marketing GmbH und die Rheingau-Taunus Kultur & Tourismus GmbH wollten die Region als attraktive Reisedestination positionieren. Das größte Potenzial sahen wir in einer Kombination aus Online-Kommunikation und Social Media. Wir haben vorgeschlagen, einen Ideenwettbewerb zu veranstalten. Ziel war es, mehr über bestehende Projekte zu erfahren und neue Ideen zu bekommen, wie die Region WiesbadenRheingauTaunus als Tourismusziel noch attraktiver wird.

Warum haben Sie als PR-Berater dem Kunden die Durchführung eines Ideenwettbewerbes empfohlen?

In Zeiten von Social Media gibt es neue Möglichkeiten, mit den Zielgruppen zu kommunizieren und zu interagieren. Diesen Mehrwert gilt es zu nutzen und gleichzeitig die Marke durch Dialog zu profilieren. In vielen Kampagnen ist ein Großteil der PR immer auf Multiplikatoren fixiert, also auf Pressearbeit. Wenn es aber darum geht, neue Ideen zu bekommen, ist es gut, sich nach außen hin zu öffnen und schlicht mal auf Quantität zu setzen. Als innovatives Tool ist ein Ideenwettbewerb natürlich auch für die Presseberichterstattung interessant.

Welche Rolle spielt die Kommunikation für die Konzeption eines solchen Ideenwettbewerbes?

Kommunikation spielt eine große Rolle. Unser Verständnis von Innovationskommunikation umfasst weit mehr als eine Sender-Empfänger-orientierte Verlautbarungskommunikation. Es geht vielmehr darum, von vorneherein festzustellen: Wer spricht hier mit wem? Oder etwas pointiert: Wer sollte eigentlich mit wem sprechen?

Bezogen auf den eben angesprochenen Ideenwettbewerb: Stand in diesem Fall eher die Innovation oder Kommunikation im Vordergrund?

In diesem Fall stand die Innovation im Vordergrund. Also wie bekommt der Tourismusverband neue Ideen, mit denen er sich noch besser positionieren kann.

Wenn Sie einen solchen Ideenwettbewerb kommunizieren: Welche Botschaften können dadurch transportiert werden?

Es besteht natürlich die Hoffnung, das Image zu verbessern. Ob ein Ideenwettbewerb das wirklich leisten kann, sei mal dahingestellt. Eine Botschaft war aber, dass die Region WiesbadenRheingauTaunus neue Wege geht und auch neue Medien nutzt. Das war neben einer Kampagnen-Website in erster Linie Facebook, wodurch besonders eine jüngere Zielgruppe angesprochen wird. Eine andere Botschaft lautet: Wer so einen innovativen Weg beschreitet, ist selbst innovativ. Sicher kann ein einzelner Ideenwettbewerb allein kaum positiven Einfluss auf das Image nehmen. Dafür müsste der schon Teil einer Gesamtkampagne sein. Aber es ist eine sinnvolle Maßnahme, deren Umsetzung erfolgreich war.

Wie wichtig sind Ideenwettbewerbe überhaupt als PR-Instrument für DAX-Konzerne?

Ich würde Ideenwettbewerbe nicht unter PR sehen wollen. Das ist meine persönliche Meinung. Die eigentliche Grundlage ist die Idee von Open Innovation, also die Integration von Drittparteien. Ich glaube nicht, dass ein Ideenwettbewerb als PR-Maßnahme für Nachhaltigkeit und Ernsthaftigkeit stehen würde, weil bei solchen Dingen auch interne Prozesse in den Unternehmen anzustoßen sind. Es ist generell etwas größer als eine PR-Aktion, welche die Kommunikationsabteilung durchführt und dann den Deckel draufmacht.

Wenn ein Unternehmen die Durchführung eines Ideenwettbewerbes plant, würden Sie vorschlagen, den kommunikativ zu verwerten?

Auf jeden Fall. Wenn ein Unternehmen Open Innovation tatsächlich umsetzt und sich das in der Durchführung eines Ideenwettbewerbes zeigt, dann ist das natürlich eine Botschaft, mit der ich auch nach draußen gehen will. Ein solches Unternehmen sollte schließlich auch zeigen, dass es ein Management-Tool gefunden hat, um Innovationen zu fördern. Das kann zu einem innovativen Image beitragen.

Fallen Ihnen noch weitere Botschaften ein?

Das hängt in erster Linie vom Fallbeispiel ab. Ein Ideenwettbewerb kann ja in verschiedene Richtungen gehen. Also auch intern unter Mitarbeitern ist das durchaus üblich.

Welches Potenzial sehen Sie in Ideenwettbewerben für die externe Unternehmenskommunikation?

Potenzial gibt es immer. Ich glaube aber, dass man eher darauf achten muss, dass der Wettbewerb in eine Gesamtstrategie eingebunden ist – also als Teil einer Innovationsstrategie – und nicht ausschließlich als PR-Instrument gedacht ist. Meine Befürchtung wäre: Wenn Ideenwettbewerbe sich als PR-Tool durchsetzen, hätten wir in kürzester Zeit eine Inflation an mehr oder weniger sinnvollen Ideenwettbewerben. Wenn nur der mediale Erfolg des Wettbewerbes im Vordergrund steht, ist das eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens.

Angenommen, ein großer Kunde bittet Sie, die PR für einen Ideenwettbewerb zu planen. Was würden Sie raten, damit das kommunikative Potenzial voll ausgeschöpft wird?

Es spricht nichts gegen klassische PR. Abhängig davon, wie wertvoll es ist, sind auch diverse Interviewformate oder sogar Pressekonferenzen denkbar. Auf jeden Fall sollte man aber auch mit Ideenportalen im Internet arbeiten und das Thema im Social Web spielen. Neben der Kommunikation über Facebook und Twitter kämen auch Videos für Youtube oder Vimeo in Frage. Grundsätzlich verlasse ich mich ungern darauf, dass die Medien meine Botschaften so transportieren, wie ich es möchte. Soziale Medien aber geben mir die Möglichkeit, direkt an die Zielgruppen heranzutreten. Wichtig ist aber die Mischung aus Social Media und klassischer Pressearbeit.