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GPRA-Vertrauensindex: Empfehlungen, Leitmedien und Websites liegen vorne

Der Verband der Kommunikationsagenturen GPRA hat die Ergebnisse der neuesten repräsentativen Erhebung des GPRA-Vertrauensindex veröffentlicht. Diese dokumentieren ein stark wachsendes Vertrauen in etablierte Wirtschaftsmedien und Tageszeitungen. Im postfaktischen Zeitalter mit Fake-News und Social Bots scheint guter Journalismus wieder stärker als vertrauenswürdige Instanz zu gelten. Aber wie viele Bürger werden von den klassischen Medien mit ihren sinkenden Auflagenzahlen noch erreicht? Blogs und Online Werbung wird der Untersuchung zufolge von den Verbrauchern hingegen wenig Vertrauen entgegengebracht.

Die größte Akzeptanz genießen Empfehlungen von Verwandten und Bekannten. Dass solche Empfehlungen, ob für Produkte, Reiseziele, lesenswerte Inhalte, etc. in zunehmendem Maße via Social Media erfolgen und damit eine erheblich weiterreichende Bedeutung als früher haben, hat der GPRA-Vertrauensindex zwar nicht untersucht, ist aber anzunehmen. Diese Entwicklung drückt sich auch in den Experteneinschätzungen für die Werbeausgaben aus: Social Media Spendings werden zunehmen, klassische Medien verlieren weiter.

Starker Vertrauenszuwachs bei Leitmedien

Klassische Wirtschaftsmedien und etablierte Tageszeitungen werden der gestützten Befragung mit einer vorgegebenen Medienliste zufolge als am vertrauenswürdigsten eingestuft. 83 Prozent der Befragten bringen dem „Handelsblatt“ das stärkste Vertrauen entgegen – im Vergleich zur letzten Befragung im März 2012 ein Plus von 25 Prozent. Auf Platz zwei landet die „Süddeutsche Zeitung“ mit 79 Prozent (plus 11 Prozent), dicht gefolgt von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit 78 Prozent (plus 7 Prozent) und der „Wirtschaftswoche“ mit 76 Prozent (plus 21 Prozent). Das freut mich und die außergewöhnlich hohen Werte haben mich durchaus positiv überrascht.

Charts Vertrauensindex Presseorgane

Zu einem gewissen Teil erklärt sich die Höhe der Indexwerte wohl aus der Methodik. Denn nur Befragte, die das jeweilige Medium kennen, konnten eine Wertung abgeben. In der breiten Bevölkerung wahrscheinlich unbekanntere Medien, wie das Handelsblatt, dürften aufgrund einer treuen Fangemeinde besser abschneiden als manch anderer. Nicht nur deshalb sondern auch zur Abschätzung der Relevanz dieser Medien wäre es auch interessant zu wissen, wie viele der Befragten die jeweiligen Medien nicht kennen. Eine Aussage zur großen Gruppe der regionalen und lokalen Tageszeitungen hätte mich persönlich auch interessiert.

Kundenmagazine wie „DB Mobil“ und „Lufthansa Magazin“ sowie die privaten Sender rangieren weit hinten im Vertrauensindex. Den letzten Platz belegt die „BILD“- Zeitung mit 17 Prozent – ein Verlust von 13 Prozentpunkten im Vergleich zu 2012.

Persönliche Empfehlungen liegen vorne – aber was bedeutet das?

Empfehlungen von Bekannten und Verwandten liegen – wie bei jeder Befragung dieser Art –mit 84 Prozent ganz klar vorne. Dass sich das dahinterliegende Empfehlungsverhalten in den letzten Jahren signifikant verändert hat, war zwar nicht Bestandteil der vorliegenden Untersuchung, erscheint mir aber ein zentraler Aspekt der sich verändernden Medienarena. Empfehlungen erfolgen zunehmend digital und öffentlich im Social Web, nicht nur von Freunden sondern auch von neuen “Influencern” und dies mit oftmals veritabler Reichweite und wachsendem Potenzial auf die Meinungsbildung einzuwirken. Zudem werden nicht nur Produkte, Unterhaltungsangebote, etc. sondern auch lesenswerte Inhalte, Medienberichte, Meinungen oder Fake-News über den vertrauenswürdigen Kanal der “Empfehlung eines Freundes/ Bekannten” vermittelt. Die möglichen Auswirkungen dieser Entwicklung auf unsere Gesellschaft, die Unternehmenskommunikation und die Vertrauenskultur sind noch nicht abzuschätzen.

 

Charts Vertrauensindex Botschaften

Ansonsten sagt etwas mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer, dass sie Anzeigen in Printmagazinen oder auch Websites von Unternehmen vertraut. Aber nur 16 Prozent glauben der Werbung auf Internetseiten. Der Berichterstattung von Bloggern vertraut nur eine Minderheit der Teilnehmer, wobei ein Drittel der Befragten gar nicht wusste, worum es bei Blogs geht.

Über den GPRA-Vertrauensindex

Der GPRA-Vertrauensindex ermittelt regelmäßig einen repräsentativen Status Quo der Vertrauensentwicklung in der deutschen Bevölkerung. Auf Basis der Differenzierung nach Vertrauensdimensionen gibt er einen Überblick des Vertrauens der deutschen Bevölkerung in Unternehmen aus leistungsstarken Branchen der deutschen Wirtschaft. Die Erhebung von November 2016 erfolgte über die Befragung von 1.009 Personen im Zeitraum vom 17. bis 24. November 2016. Das Meinungsforschungs- und Beratungsinstitut MENTE>FACTUM von Klaus-Peter Schöppner hat die Befragung durchgeführt.

Quelle: GPRA

Veröffentlicht von

Stephan Fink

Stephan Fink, Member of the Board & CEO of communications agency Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden, Berlin, München