Wie gewinne ich “PR-Mitarbeiter 2.0″

Die jüngst von uns schon aufgegriffene Diskussion zum Thema PR-Mitarbeiter 2.0 auf dem Blog von Klaus Eck findet aktuell ihre Fortsetzung. Da mich das Thema stark interessiert und wir an dieser Stelle auch seit längerem beratend unterwegs sind, möchte ich meine Anmerkungen auch an dieser Stelle zur Verfügung stellen.

Viel des Gesagten unterschreibe ich gerne, jedoch fokussiert nicht nur diese Diskussion recht stark auf die Fragen gelebter “Web 2.0 Philosophie”. Praktische Ansätze für Einsteiger ins Thema, die nicht zur “Web 2.0-Avantgarde” gehören, finden sich nicht so oft. Denn letztlich lautet doch die Frage, was können Agenturen oder Unternehmen tun, um ins Thema Web 2.0 einzusteigen, darin noch besser zu werden und – wo sinnvoll – PR 2.0 zum Alltagsbestandteil zu machen?

Ich beschränke mich auf ein paar pragmatische, einfache Punkte, wie man bei den Themen Web 2.0-Expertise, Mut zum Probieren sowie Verantwortung vorgehen könnte.

Verantwortung und Erfahrungsaustausch
Ich empfehle, Web 2.0 Themen und damit eine mögliche Rolle des Social Media Experten an junge Kollegen mit entsprechender Affinität zu übergeben. Das entlastet die erfahrenen PR-Kollegen, deren Terminkalender ohnehin schon übervoll sind, und stellt den notwendigen Austausch in beiden Richtungen sicher. “Du erklärst mir Web 2.0 und ich bring mein PR-Wissen ein”. Für die jungen Kollegen eine Chance.

Mut verlangt Toolkenntnis, Medienkompetenz und Ausprobieren

Regelmäßige interne Impuls-Veranstaltungen mit Web 2.0 erfahrenen Gästen (Blogger, Journalisten, Berater oder Web 2.0-affine Freunde des Hauses) können Anstöße geben. Wobei hier darauf zu achten ist, dass man die Zuhörer dort abholt, wo sie aktuell stehen. Was aktuell getwittert und gebloggt wird, ist für eine überwiegende Mehrzahl an Unternehmensmitarbeitern, Führungskräften und sogar bei Nachwuchskräften noch immer mehr oder minder Terra Incognita.

Um PR-Menschen das Thema Bloggen und Web 2.0 näher zu bringen, rate ich interne Blogs (Abteilungs- oder Unternehmensweit) zur Verfügung zu stellen, auf dem jeder alles austesten kann, oder damit verbundene Mini-Projekte aufzusetzen. Nach Kurztrainings und bekannter Anlaufphase haben diese Blogs neben dem Lerneffekt die Chance zu DER internen Austausch-Plattform zu werden, auch zu allen Online-Themen. Zudem erkennt man hier sehr schnell die affinen Kollegen, die als “Online Taskforce” das Thema treiben könnten (Know-Vermittlung, Hands-On-Trainings, …) oder weitere spannende interne Blog-Anwendungen entwickeln. Ähnlich kann man auch mit Wiki, Social Bookmarks, ….. verfahren.

Um das Thema Web-Identität zu vermitteln – und die Mehrzahl weiß gar nicht worüber wir da sprechen – sollte man PR- und andere Mitarbeiter einmal die eigene persönliche Web-Identität analysieren lassen und sie dann mit Xing & Co. An der ihrer persönlichen – beruflichen* – Web-Identität basteln lassen (wer möchte), um darauf aufbauend dann tiefer in die Materie Web 2.0 (Zuhören, Dialoge, Themen setzen, verstehen von Etikette+Mechanik, Netzwerke und Communities entwickeln,….) einzutauchen und dann sukzessive in das Thema “PR 2.0” für die eigene Organisation einzusteigen.

(*Hier sehe ich eine wichtige Stelle: Aus meiner Sicht kann es nicht sein, dass Arbeitgeber hierbei “private” Aktivitäten von Mitarbeitern instrumentalisieren, über den Punkt Mitarbeiter vermischen private und Arbeitgeberthemen wird schon viel gesprochen. Ich denke, dass hier noch einiges an Erfahrungen zu sammeln ist.)

Die genannten Punkte mögen trivial klingen und sind mit Sicherheit nicht vollständig, meine Erfahrungen (als Unternehmer und Berater) aus entsprechenden Projekten in Organisationen haben gezeigt, dass die Übersetzung der Themen “Web 2.0, Social Media, … ” sehr pragmatisch aufgestellt und behutsam umgesetzt werden muss, und Zeit braucht. Schließlich stellt die Thematik über Jahrzehnte erlernte Erfolgsprinzipien, Organisatorische Abläufe, damit verbundene Hierarchie-Strukturen sowie in Teilen bestehende Wirkungsmechanismen der Kommunikation in Frage

Und wenn ich ein gutes Beispiel für Web 2.0 in Schulen nennen soll: Die Web 2.0 Klasse von Telekom Austria war eine der ersten und besten Aktivitäten, die mir da einfallen. Da kann man sich einiges abschauen.

Wenn Sie weitere Beispiele und Anregungen haben, Kommentare sind willkommen.

Veröffentlicht von

Michael Grupe

Michael Grupe, Vorstand, Vorstandsmitglied, Kommunikationsagentur Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden, Berlin, München