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1989: Die Mauer fällt

Das zweite Geschäftsjahr unserer PR-Agentur verblasst angesichts der historischen Ereignisse rund um den Fall der Mauer am 9. November 1989. Noch bevor sich der eiserne Vorhang hebt, gibt es schon die ersten Angriffe einer deutschen Hacker-Gruppe, die weltweit Rechnersysteme ausspioniert und das Material an den KGB verkauft haben soll. Wahrscheinlich nutzte die Gruppe auch das erste Glasfaserkabel, das im Atlantik in Betrieb geht.

Dann, pünktlich zum Mauerfall, geht Sky News mit dem ersten Satelliten-Nachrichtensender in Europa auf Sendung und auch ProSieben sowie Eurosport starten ihr Programm. Und Newsaktuell bringt seine Services für die PR-Branche auf den Markt. Während die SPD ihre Parteizeitung „Vorwärts“ einstellt, wird FFH als erster privater Radiosender in Hessen freigeschaltet. Ob die alle vorab schon wussten, was es 1989 alles aus Europa zu berichten gibt?

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Das Team wächst auf sechs Mitarbeiter.

Auch bei Fink & Fuchs kommt einiges in Gang: Noch im Frühsommer stellen wir unsere komplette EDV auf Macintosh-Systeme um. Eine jüngst veröffentlichte Studie hat ergeben, dass bei der Nutzung von Macs die Lernkurve der User steiler und die Zahl der Rückfragen kleiner ist, dank Plug & Play. Und, hey: Das überzeugt sogar den beinharten Agentur-Controller, der sich so der vielen Rückfragen zur Bedienung der noch “fensterlosen MS-DOS-Systeme” entledigt. Wir bauen unser erstes Computernetzwerk auf, vollauf im Zeichen der in deutsche Büros einziehenden LANs – und endlich können wir das lästige Herumtragen von Disketten abschaffen.

Mit BICC Data Networks gewinnen wir dann auch noch einen Kunden, bei dem wir mit unserem Netz und dem bei der Installation gewonnenen Knowhow glänzen können. An eine weiterführende externe Vernetzung ist allerdings noch nicht zu denken – aufgrund “dünner” Leitungen, schwachen Modems und exorbitanten Kosten ist ja auch kaum jemand außer Hochschulforschungszentren am Netz. Entsprechend bestimmen weiterhin Telefon, Fax und Postlaufzeit den externen Informationsaustausch – daran ändert auch das WWW-Projekt nichts, das Tim Berners-Lee gerade am CERN in Genf vorstellt. Immerhin: Es ist nicht unbedingt der schlechteste Zustand, so ganz ohne SPAM.

Die rasante technische Entwicklung sorgt dafür, dass auch der Boom bei gedruckter Ware zur Erklärung des Digitalen weiter anhält und wir viel Stoff für unsere jährliche Marktübersicht zum Computerzeitschriftenmarkt bekommen. Über die Jahre beglücken wir mit dieser Studie die Computer-Verlagsmanager und die Leser von Werben & Verkaufen, Horizont und anderen Marketingpublikationen. Es ist eine gute Übung zur Vertiefung der eigenen Medienkompetenz und zur Vernetzung in der Medienszene. Nicht zuletzt wächst auch mit jedem neuen Magazin der redaktionelle Raum, der mit einer langsam steigenden Zahl an Presseinformationen und Herstellerbeiträgen gefüllt werden muss.

Im Sommer startet in Berlin die erste Love Parade, mit angeblich 150 Teilnehmern. Wir sind allerdings nicht mit von der Partie – stattdessen tingeln wir von einem Termin zum nächsten, mit Anzug und bunten, oft auch violetten Krawatten. Ebenso verpassen wir die erste Europameisterschaft der deutschen Fußballfrauen. Ob die Mädels schon den gerade populären Lambada getanzt haben, wissen wir nicht. Aber sie hatten die damals ganz tollen Frisuren.

Und dann ist er da, der Mauerfall. Nach Gorbatschows Glasnost-Rede 1986 und den beginnenden Veränderungen, den Ereignissen in Ungarn, den Montagsdemos in Leipzig und der Botschaftsbesetzung in Prag haben wir mit viel gerechnet, aber nicht damit und schon gar nicht so schnell.

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Die Stimmung im Land ist unglaublich, alle diskutieren, sind begeistert (bis auf die von Trabbies schnell überrollten Berliner) und keiner weiß, wohin das wirklich führen wird. Bei Kurzausflügen ins neu geöffnete Thüringen hilft zwar nicht das gerade vorgestellte, erste serienreife Navigationssystem, der TravelPilot von Bosch Blaupunkt – aber dafür hat man bei der Frage nach dem Weg jede Menge netter Begegnungen. Die Begleitmusik zur Wende liefern die Scorpions mit “Wind of change”.

Weihnachten feiert unser sechsköpfiges Team erstmal gemütlich in einem Restaurant, bevor es zum Absacken in eine 40-Quadratmeter-Kneipe mit lauter Musik und mindestens 150 feiernden Gästen geht – die Party könnte glatt der Love Parade Konkurrenz machen. Nun ja, es gibt schließlich auch einiges zu feiern: der Osten ist geöffnet, der kalte Krieg deutlich am Abkühlen und mit neuem Geschäft aus dem Westen haben wir den Umsatz unserer PR-Agentur verdoppelt.

Unter dem Weihnachtsbaum gibt es noch keine der neuen Gameboys, da in Europa noch nicht lieferbar. Dafür aber ein Abo für die gerade vorgestellte Mac-Welt.

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