Digitale-Gesellschaft-Kommunikation

Die vernetzte Zukunft – total digital, aber zu welchem Preis?

Zeitreise ins Jahr 2025: Kaum aus den Federn, setze ich die Datenbrille Google Glass auf und sehe mit einem Blick, wie es um die Laune meines Partners steht und welche Bilder die Kinder gerade auf Instagram gepostet haben. Beim Joggen lasse ich mein Smartphone zu Hause. Nachrichten und Anrufe höre ich per Bluetooth über meine Earables. Der „sprechende Schuh“ lässt mich wissen, wie schnell und weit ich gelaufen bin – dies und meine Kardiodaten speichert er direkt in der Cloud, für meinen Hausarzt.

Wearables, Augmented und Virtual Reality: Technologien umgeben uns überall

Mit den kleinen Mobilgeräten, die ich direkt am Körper trage, ist mein Zukunfts-Ich nicht alleine: Die Marktforscher von IDC prognostizieren, dass bis 2018 rund 112 Millionen Wearables genutzt werden. Heute sind es gerade einmal 19 Millionen.

Aber das ist erst der Anfang. In den kommenden zehn Jahren gehen wir nicht mehr nur temporär mit dem Smartphone, Tablet oder Notebook online. Wir werden über Gadgets wie intelligente Brillen, Kopfhörer oder Bekleidung stetig mit dem Netz verbunden sein und damit selbst Teil des Internets of Everything – der nächsten Evolutionsstufe des Webs, das dann Menschen, Daten, Prozesse und Objekte vernetzt.

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Noch intensiver „verschmelzen“ Mensch und Technologie, wenn Augmented- oder Virtual-Reality (VR)-Anwendungen zum Einsatz kommen. Brillen wie Google Glass oder VR-Displays wie die Oculus Rift reichern die Realität mit digitalen Informationen an oder erlauben dem Nutzer, in eine völlig andere Welt einzutauchen. Online-Shopping wird mit Google Glass und Gestensteuerung zu einem Einkaufserlebnis, das dem realen Besuch im Laden in fast Nichts mehr nachsteht.

Ich kann nicht nur optisch testen, wie das Sofa in meinem Wohnzimmer aussieht, sondern auch die Handtasche von allen Seiten betrachten und meine Freunde auf Facebook befragen, ob sie zu meinem Stil passt. Den Wocheneinkauf erledige ich dank Oculus Rift ebenfalls bequem zu Hause: Mit der Virtual-Reality-Brille statte ich dem Supermarkt einen virtuellen Besuch ab und kann die Produkte im Online-Shop fast wie im Laden betrachten und in meinen virtuellen Einkaufswagen legen.

Der Mensch wird Teil des Internet of Everything

Die Vision des Internet of Everything ist in weiten Teilen heute schon Realität. Sei es in Form der Smart City, die beispielsweise die Straßenbeleuchtung nach Bedarf steuert und so den Energieverbrauch senkt und für mehr Sicherheit sorgt. Oder unter dem Schlagwort Industrie 4.0 in sich selbst steuernden Produktionsumgebungen, die zu einer höheren Prozesseffizienz in der industriellen Fertigung und nachgelagerten Services führen.

Die Digitalisierung der physischen Welt reicht bis hin zu Technologien, die uns nicht länger nur umgeben, sondern Teil von uns werden. Dem Gesundheitswesen eröffnen sich durch vernetzte Chips, die Patienten implementiert werden, völlig neue Möglichkeiten. Zum Beispiel zur kontinuierlichen Blutzuckermessung bei Diabetikern. Oder indem sich Schlaganfälle und Herzinfarkte mithilfe von modernen Big-Data-Analysen, die bestimmte Muster erkennen, proaktiv behandeln lassen.

Barrikaden und Innovationskommunikation

FF-Inspiration-Jam-Innovation-wie-Oculus-Rift-in-der-KommunikationEgal, ob es sich um bis ins letzte Detail per 3D-Druck individualisierbare Produkte oder Smart-Home-Technologien handelt, die etwa den Energieverbrauch eines Einfamilienhauses an den Lebensgewohnheiten der Bewohner ausrichten: Die Entwicklung dieser neuen Technologien nimmt rasant zu; die Distanz zu uns nimmt dabei rapide ab. Dank der hohen Annehmlichkeiten, die sie uns bieten, treffen neue Gadgets und Features oft schnell auf hohe, meist kritiklose Akzeptanz.

Dabei zeigen allein die Themen Datenschutz und -sicherheit, disruptive Veränderungen in Märkten, Arbeitsplatzverlust, Monopole bei globalen Digital-Angeboten, gläserner Bürger oder ethische Grenzen bei der Nutzung von Gesundheitsdaten, dass die Folgewirkungen der digitalen Revolution hochkomplex sind und enormen Erklärungsbedarf mit sich bringen.

Es ist heute schon abzusehen, dass mündige Bürger und NGOs, aber auch negativ betroffene Unternehmen ihre Bedenken und Widerstände nachhaltig äußern werden. Unternehmen, staatliche Organisationen und die Politik stehen vor wachsenden Herausforderungen. Wird es Regulierungen, gar Verbote geben? Was müssen Politik und Gesetzgeber leisten? Wo müssen Unternehmen handeln, um sich im Markt zu behaupten? Und nicht zuletzt, wie gehen Bürger mit der Entwicklung um?

Zeitalter der digitalen Aufklärung

Um diesen Fragen zu begegnen, sind vor allem Aufklärung und auch kritische Diskurse erforderlich. Unternehmen sind aufgrund der Komplexität der digitalen Transformation noch stärker als bislang gezwungen, umfassend und nachhaltig zu informieren.

Eine kommunikative Herausforderung, die Innovatoren am besten lösen, indem sie ihre Stakeholder frühzeitig einbinden und sich darauf konzentrieren, den Anwendernutzen der neuen Technologien und auch deren Bedeutung für Bürger, Unternehmen oder die Gesellschaft authentisch und erlebbar zu vermitteln. Es gilt, die oft noch abstrakten Neuerungen durch Show Cases anfassbar zu machen und mit allen Beteiligten einen Diskurs über deren Nutzen, Funktion, Bedeutung und etwaige Folgewirkungen zu führen. Innovationskommunikation ist gefordert.

Inspiration-Jam-Google-Glass-InnovationskommunikationDie neuen Herausforderungen und Chancen, die für Unternehmen und Organisationen entstehen, haben Kommunikationsexperten und Trendforscher im Rahmen des ersten „FF Inspiration Jam“ Anfang November diskutiert. Die Teilnehmer konnten mit den beiden Trendexperten René Massatti und Sebastian Raßmann von TrendOne einen Blick in neue Szenarien werfen, die neue Technologien ermöglichen, und eine Zeitreise ins Jahr 2025 unternehmen.

Wer sich mit weiteren Trends und Innovationskommunikation befassen möchte, dem empfehlen sich folgende Links:

Veröffentlicht von

Michael Zell

Michael Zell, Stakeholder Communication, Senior Director Customer Strategy, Kommunikationsagentur Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden, Berlin, München